Arbeitswelten Unternehmerfrühstück Vitra

es lebe das Office!

Am 3. Mai 2017 lud die Stadtsparkasse Düsseldorf gemeinsam mit vitrapoint zum Unternehmerfrühstück ein. In der Folgeveranstaltung zum Mittelstandstag in Düsseldorf sprach Raphael Gielgen von Vitra über die Veränderung unserer Arbeitswelten. Es gibt kaum ein umfassenderes und spannenderes Thema wie wir finden.

Im Folgenden lesen Sie den Abdruck eines Essays von Raphael Gielgen, Vitra, zum Thema Trends:

In den vergangenen 100 Jahren gab es in der Arbeitswelt nicht im Ansatz einen Wandel mit dem Ausmass und in der Geschwindigkeit, wie er momentan stattfindet… Die Schnelligkeit, die Reichweite und die systemische Wirkung mit der die Welt am Fortschritt arbeitet und Durchbrüche erzielt, waren in der Vergangenheit nicht möglich. Dies geschieht exponentiell und nicht linear und betrifft jeden Industriezweig. Die Auswirkungen sind vielfältig und nicht vorhersehbar.

Dank neuer Technologien entstehen neue Produkte und Dienstleistungen und es entstehen neue Geschäftsmodelle. Die Automatisierung der menschlichen Arbeitskraft, die quer durch die gesamte Ökonomie stattfindet, ist eine zentrale Herausforderung in der Fragestellung „Was bleibt von der Arbeit, wie wir sie kennen, übrig?“ Die Beschleunigung der Innovationen und die Geschwindigkeit der Umbrüche machen die Arbeitswelt unvorhersehbar. Dies hat einen starken Einfluss auf die Architektur der Arbeit, also auf die Art und Weise, wie sich Arbeit morgen organisiert. Etablierte Wertschöpfungsketten werden außer Kraft gesetzt und die neuen, innovativen und agilen Konkurrenten verdrängen den Marktführer. Technologiegetriebene Plattformen bilden das Fundament der zukünftigen Architektur der Arbeit. Gewachsene Branchenstrukturen verlieren an Bedeutung… Wer die Trends und die damit verbundenen kulturellen Veränderungen kennt, der kann für sein Unternehmen Zukunftsbilder entwickeln, die allen Akteuren Orientierung geben. Es geht darum, die zukünftigen Customer- und Market Stories vorauszudenken und so seine Welt von Morgen zu gestalten.

Durch diese beschriebenen Veränderungen ergeben sich nachfolgende Trends für die Arbeitswelt: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Mit der Verlagerung der industriellen Ökonomie in andere Teile der Welt wird ein großer Teil der repetitiven Arbeit abgelöst. Antrainierte Anlagen und Fähigkeiten des Einzelnen werden um einen wesentlichen Faktor ergänzt: um das persönliche Talent. Eine Haltung, die aus Neugier und Kreativität über reine Fachkenntnisse hinausgeht, ist in der neu organisierten Arbeit der Treibstoff. Die Orchestrierung der einzelnen Talente im Hinblick auf ein kollektives Ziel ist dabei die Herausforderung für die künftigen Orte der Arbeit.

So werden die Arbeitsorte zu Schlüsselressourcen der Unternehmen. Eine angenehme, komfortable Umgebung fördert die Leistung und das Wohlbefinden – physisch und psychisch, beim Einzelnen und in der Gemeinschaft. Das HQ und der Campus erleben eine Renaissance. In der digitalen Welt verlangt die Gemeinschaft nach Ankerpunkten… Das Büro bildet die Bedürfnisse der Gemeinschaft und des Geschäftsmodells ab. Es ist die Heimat einer umfassenden Unternehmensidentität, die sich im Arbeitsstil und in der Arbeitshaltung einer dynamischen, interagierenden Community definiert. Sie steht für die erlebbare Unternehmenskultur nach innen und außen. Die Mitarbeiter des Unternehmens organisieren sich räumlich wie in städtischen Bezirken oder Vierteln. So bilden das Headquarter oder der Campus die gebaute Architektur der Arbeit ab und werden zum kulturellen Kraftfeld des Unternehmens und seiner Community.

Der Shared Space bietet Vielfalt und Zugang zur Community. Die Collaborative Economy ist die Basis für das Wachstum von neuen Geschäftsfeldern geworden. Der Zugang zur Community bildet in den neuen Gesellschaftsmodellen einen essentiellen Wert und bildet neue Business-Ökosysteme ab. Soziale Netzwerke werden physisch und damit verortet.
Co-Working und Co-Living richten ihr Angebot an Freelancer, Startups und Etablierte – mit dem Ziel, der jeweiligen Community passende Services und Annehmlichkeiten zu bieten.
Die Innenarchitektur folgt einer neuen Haltung. Grenzen lösen sich auf. Sowohl die zwischen Industriezweigen und Disziplinen  als auch diejenigen zwischen Arbeit und Freizeit. Die Hotel-Lobbys in den Metropolen waren die Vorboten für ein neues Verständnis. Es geht weniger um eine klare Bestimmung eines Raumes sondern vielmehr um die Vielfalt und Wahlfreiheit, die ein Raum seinen Nutzern bietet.

… Eine agile und transparente Architektur, die Veränderbarkeit und spontane Wandelbarkeit abbildet, ist dabei eine Schlüsselressource. Sie bildet den Raum für die Transformation der Unternehmen. Innovationsfähigkeit und -freude wird zum wesentlichen Wettbewerbsfaktor. Wer zukünftig wachsen und Werte schaffen möchte, der macht den Fortschritt und die Transformationsfähigkeit zur Agenda aller Mitarbeiter. Bei Startups als natürlicher Teil der DNA, bei etablierten Unternehmen als eine neue Gründerkultur bzw. Rückbesinnung auf die Anfänge. Diese Haltung braucht Raum, der es erlaubt, den Status Quo zu hinterfragen und die eigenen Grenzen immer wieder zu überschreiten.

Warum hat das Büro aber heute noch eine Relevanz? Wir leben in einem Spannungsfeld in dem sich unsere Umgebung virtuell auflöst und in dem wir einen Bezug zu realen Ankerpunkten wie Orten, Objekten und Artefakten aufbauen. Von starken Orten und Objekten fühlen wir uns angezogen, sie geben uns Sicherheit und Orientierung und sind ein Fixpunkt für unsere Community. Diese wichtige Aufgabe erfüllen die neuen Orte der Arbeit, die gerade überall auf der Welt entstehen. Die treibende Kraft des Einzelnen ist das eigene Selbstverständnis auf Basis von Motivation, Kreativität und der persönlichen Lebens- und Arbeitshaltung… Die neuen Orte der Arbeit sind dafür ein wesentlicher Touchpoint, wo Lernen, Erfahrung und Selbstverwirklichung eine ideale Landschaft vorfinden… Sie bieten entsprechende Räume für Maker, Hacker und Communites, die an der Gestaltung der Zukunft arbeiten möchten.

 

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